Alles über... die Fermentation von Karpfenködern
Karpfenköder - Fermentation, Gärung und Co.
Nachdem wir in unserem letzten Beitrag einiges über das "Enzym-Geheimnis" geschrieben haben, möchten wir nun mit einem Thema weitermachen, das eigentlich untrennbar mit der Verwendung von Enzymen beim Karpfenangeln ist und das in diesem Zusammenhang ebenfalls für viele von Euch interessant sein wird: dem Fermentieren von Karpfenködern.
"Fermentation, Fermentieren und Gären" – diese Begriffe werden vielen von Euch auch schon mal im Zusammenhang mit dem Karpfenangeln begegnet sein. Mittlerweile ist es üblich, seine Partikel fermentieren zu lassen um ihnen das gewisse Extra an Attraktivität zu verleihen.
Doch was passiert dabei, wie läuft eine Fermentation oder Gärung ab und warum werden auf diese Weise behandelte Boilies, Partikel und auch Mehle so viel fängiger und attraktiver für den Karpfen?
All das und vieles mehr findest Du in diesem Bericht - wir wünsche Dir viele neue "Aha-Erlebnisse!"
Erst die Fermentation macht aus gewöhnlichen Partikeln echte Fangmaschinen!
Fermentation, Fermentieren, Gären und Karpfenköder?
Schauen wir uns erst einmal die Begriffe an: Fermentieren bedeutet eigentlich nichts anderes, als die mikrobielle oder enzymatische Umwandlung organischer Stoffe in kleinere Verbindungen. Genutzt wurde und wird das Prinzip der Fermentation oder Gärung schon seit vielen Jahrtausenden, u.a. zur Herstellung von Alkohol (Bier und Wein), zum Backen von Brot und auch zur Konservierung von Lebensmitteln. Dabei werden durch die enthaltenen oder zugegebenen Mikroorganismen (z.B. Hefe) große Makromoleküle aufgespalten und in (je nach Typ der Fermentation mit/ohne Sauerstoff) verschiedene, üblicherweise kleinere Verbindungen umgewandelt.
Fermentierter Mais ist extrem attraktiv - die Karpfen lieben die intensiv riechenden Körnchen.
Fangen wir mit dem wohl am längsten und auch häufigsten verwendeten Karpfenköder überhaupt an – dem Mais. Partikel wie Hartmais sind von Natur aus reich an Kohlenhydraten, genauer gesagt an Stärke. Leider ist Stärke als Reservestoff der Pflanze wasserunlöslich und osmotisch unwirksam und dient den Zellen als Energiespeicher. Somit sind die riesigen, stark verzweigten Moleküle auch für den Karpfen nicht wahrnehmbar. Unser Karpfen kann Stärke zwar verdauen, aber eine Lockwirkung geht von ihr selbst nicht aus!
Hast Du Dich schon mal gefragt, warum Partikel eigentlich gekocht werden? Nun zum einen, um das Keimen und unkontrollierte Quellen im Darm des Karpfens zu verhindern (was durchaus gefährlich werden könnte) und zum anderen, um die Attraktivität zu steigern. Dies wurde auch schon in verschiedenen Studien untersucht: hier wurde gezeigt, dass von gebrochenem, trockenen Mais keinerlei Lockwirkung ausging. Erst nachdem der Mais quellen konnte, wurde er für die Karpfen attraktiv.
Der für uns Angler (aus Sicht der Lockwirkung) entscheidende Punkt ist, dass beim Kochen die in den Partikeln eingelagerte Stärke löslicher wird und in kleinere Bruchstücke (sog. Dextrine) gespalten wird. Diejenigen, die in der Küche etwas bewandert sind, kennen bestimmt den Begriff der Mehlschwitze – hier geschieht nichts anderes! Unlösliches, stärkehaltiges Mehl wird durch die Einwirkung von Hitze wasserlöslicher und bekommt andere, gewünschte Eigenschaften.
Partikel fermentieren
Somit sind gekochte Partikel für den Karpfen nicht nur attraktiver und leichter zu verdauen. Nein, das Kochen bieten noch eine weitere Möglichkeit: die leichter verfügbare Stärke kann nun von verschiedenen Mikroorganismen weiter abgebaut werden. So entstehen über mehrere Schritte aus der wasserunlöslichen Stärke letztlich die wesentlich kleineren, wasserlöslicheren und somit besser wahrnehmbaren Verbindungen wie Glucose, Maltose und andere Ein- und Mehrfachzucker. Hefen können diese dann enzymatisch zu Alkohol vergären – wie jeder weiß, ist (Bier-)Hefe ein proteinreicher und hochattraktiver Zusatz für Boilies. Und darüber hinaus entstehen noch weitere, hochattraktive Verbindungen wie z.B. verschiedene organische Säuren (Stichwort Buttersäure!) - bekanntermaßen sehr gute Attraktoren für den Karpfen.
Bei der Fermentation bzw. Gärung entstehen viele wasserlösliche, attraktive Verbindungen, die der Karpfen gut wahrnehmen kann.
Fermentation und Enzyme im Köder
Doch der eigentliche Hintergrund für den Abbau der unlöslichen hin zu hochattraktiven Verbindungen (unseren Lockstoffen) ist nicht die Gärung oder Fermentation direkt, sondern vielmehr die Aktivität von Enzymen. Und das ist das Zauberwort!
Enzymbehandelte Köder sind besonders reich an natürlichen Attraktoren, denen kein Karpen widerstehen kann!
Letztlich wird beim Fermentieren oder Gären nichts anderes gebildet als – Enzyme. Und diese hochaktiven Katalysatoren, die alles Leben erst ermöglichen, beschleunigen eine Vielzahl an chemischen Reaktionen, erlauben den raschen Ab- und Umbau von organischem Material und sorgen letztlich für die Fängigkeit unserer Köder.
Durch die Fermentation werden viele hochattraktive Verbindungen gebildet, die Partikel und Boilies erst richtig fängig machen.
Auch bei den Boilies kann man sich das Prinzip der Fermentation zu Nutze machen. Einfache Mehle wie Mais- oder Weizenmehl, die üblicherweise in großen Mengen in Boilies enthalten sind, sind nach dem was wir oben erfahren haben, für den Karpfen zwar zu verdauen, aber es geht keine Lockwirkung von ihnen aus. Lassen wir nun diese Zutaten fermentieren oder nutzen sie als fertiges Mehl (z.B. unser Fermant in unseren Jellyfish Powder Dips) werden aus den eigentlich unattraktiven Mehlen letztlich noch fängige Komponenten.
Bei der Fermentation entstehen dabei verschiedene Mono- und Disaccharide, aber auch verschiedene organische Säuren und viele weiter vom Karpfen gut wahrnehmbare Verbindungen. Allerdings können unter den falschen Bedingungen auch „schlechte“ Endprodukte entstehen bzw. sich bilden – z.B. Schimmel. Daher ist es wichtig, dass die Fermentation bei der richtigen Temperatur (ca. 30° C, also nicht zu kalt) und möglichst unter Ausschluss von Sauerstoff geschieht. Ein perfekt fermentiertes Mehl riecht nach einigen Tagen säuerlich, aber nicht nach Essig.
Nachtrag Anfang Dezember 2020: Der ideale Start für eine sichere Fermentation ist immer die Zugabe unseres Alive-Komplexes, denn dadurch wird sichergestellt, dass der Prozess in die richtige Richtung gelenkt wird. Schon gesehen? Hier findest Du unsere neuen Alive [living enzymes]!
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Fermentieren von Boilies...
Boilies lassen sich durch enzymaktive Mehle noch attraktiver machen. Auch eine nachträgliche Fermentation ist möglich.
... bei der Boilieherstellung selbst
Verwenden kann man die so hergestellten fermentierten (enzymaktiven) Mehle bestens beim Mischen des Mixes. Eine andere, wesentlich einfachere Möglichkeit ist die Zugabe eines speziellen Enzymproduktes direkt bei der Boilieherstellung. Wie bei den selbst-fermentierten Mehlen auch, werden die Enzyme den flüssigen Bestandteilen (Eier, Wasser) zugegeben und dann wie gewohnt der Teig hergestellt. Nun kommt allerdings der große Unterschied: nachdem der Teig gründlich geknetet wurde sollte er mindestens 12-24 bei Raumtemperatur ruhen dürfen, damit die Enzyme wirken und arbeiten können und die Zutaten des Boilieteiges fermentieren können. Alternativ könnte man die Boilies auch schon rollen und dann erst am nächsten Tag kochen oder dämpfen – dies ist aber meist aus platztechnischen Gründen etwas schwierig...
Mit Hilfe von speziellen Enzymen lassen sich fermentierte, vorverdaute Zutaten und Boilies herstellen.
... beim Nachbehandeln der Köder
Aber auch zum Nachbehandeln eignen sich Enzyme hervorragend. Hierzu werden die Boilies mit den in etwas warmen Wasser aufgelösten Enzymen behandelt. Danach verschließt man den Eimer oder die Tüte und lässt alles an einem warmen Ort ruhen und die Enzyme wirken. Bei der einsetzenden Fermentation werden die großen Makromoleküle aufgespalten, selbst einfache Boilies können so zu hochattraktiven und sehr fängigen Ködern werden, den kein Karpfen widerstehen kann. Sobald die Boilies weicher werden kann man sie verwenden. Man kann sie aber auch problemlos einfrieren – dies stoppt die Enzymreaktion. Je länger die Enzyme auf die Boilies bei warmen Temperaturen wirken können, desto fängiger, aber leider auch weicher werden sie...
Nachträglich fermentierte Boilies - durch den hohen Gehalt an Attraktoren sind sie besonders fängig!
Pioniergeist
Enzyme, Fermentieren und Co. für besonders fängige Karpfenköder!
Zugegeben - all die neuen Begriffe, Enzyme und der theoretische Hintergrund können ganz schön abeschreckend wirken. Wenn Du Deine Partikel schon mal vergoren oder fermentiert hast, wird der Nutzen und Einsatz von Enzymen auf einmal wesentlich harmloser als in der Theorie. Gerade bei der Verwendung in Boilies oder zu deren Nachbehandlung ist allerdings noch einiges an Pioniergeist und an Experimenten nötig. In diesem Sinne – viel Spaß und Freude beim Ausprobieren! Die Enzyme bieten mehr als ausreichend Möglichkeiten dies zu tun. Für die kommende Zeit haben wir viele neue, interessante Produkte in genau dieser Richtung geplant – seid gespannt, da kommt was ganz Besonderes!
Mit Hilfe von fermentierten Zutaten und Enzymen bekommt die nachträgliche Behandlung von Boilies einen neue Bedeutung!
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Bis bald
Bernhard und Juliane
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